15. HeimatReise 2021
In den letzten Septembertagen des Jahres 2021 kehrten wir aus Leba zurück, eine kleine Gruppe, die sich nicht vom Corona Virus abschrecken ließ und eine Reise erlebte, die so besonders war, dass sie in allen von uns noch nachklingt.
Die Anzahl der Neumitglieder zeigt es, auch wenn die Zahl derer noch nicht vollständig ist, da die Post den ein oder anderen Antrag noch nicht wieder zurücktransportiert hat.
Stadtverwaltung und das Ordnungsamt Leba ermöglichten uns mit dem Reisebus kreuz und quer durch Leba zu fahren, um unser altes Leba zu entdecken, die Fußgängerzone und Einbahnstraßenregelungen in der Hindenburgstraße wurden für uns aufgehoben, wir konnten vom Hafenbüro/Hafenbecken- dem nördlichsten Punkt der Straße bis zum Südlichsten- der Einmündung Neuhofener Str. die gesamte Hindenburgstraße durchfahren, vorbei an den vielen Geschäfts-und Wohnhäusern unserer Familien, der Schule, Apotheke, dem Verstärkeramt, der Verwaltung und dem Pfarrhaus. In der ehemaligen Backstube von Poschmanns stärkten wir uns bei Kaffee und Hefeteilchen, es war so, als sei die Zeit dort stillgestanden. Zwischen Poschmanns Gerätschaften und Backuntensilien ließen wir uns nieder.
Der Stadtratsvorsitzende Pucharz hatte unseren Bus am Hafenbüro gesehen und lud uns ein, doch beim nächsten Mal, nicht so waghalsig am Kai zu drehen, sondern einen Besuch der Seenotrettungsstation, der alten und neuen, einzuplanen, es wäre ihm, dem Leiter der Station, eine große Freude, sie uns vorzustellen. Das Angebot nehmen wir gerne an, wenn es vielleicht 2023 eine 16. Auflage der Reise geben wird.
Bürgermeister Andrzej Strzechminski und sein Stellvertreter Krzysztof Krol nahmen sich spontan Zeit einem jungen ehemaligen Lebianer, die Pläne des Hafenausbaus und des geplanten Windparks in der Ostsee, etwa 20 km vor Leba, ausführlich in zwei Stunden, zu erläutern. Auch hier gilt: Leba, das verbindet uns. Es wird wohl nicht der letzte Austausch zu diesem Thema gewesen sein, da Sebastian in der Branche tätig ist.
Oder wir besichtigten endlich nach vielen Jahren der Anfragen das Gut Schwartow, auch heute noch ein Schmuckkästchen und sicherlich die schönste Aus- und Weiterbildungseinrichtung der polnischen Justiz.
Die Abendfahrt auf der Ostsee war zwar nicht von einem spektakulären Sonnenuntergang gekrönt, die Einfahrt von der Ostsee zurück in den Strom und Mühlengraben, vorbei an so manchem Elternhaus, war so manche Träne wert.
Waldemar Gutzmer, einer der beiden Mitglieder, die heute noch bzw. wieder in Leba leben, verbrachte so manchen Abend mit uns in fröhlicher Runde, eine Seltenheit und besondere Freude für uns. Danke, Waldemar und das nächste Mal besuchen wir dich, wie versprochen. Leider blieb dazu diesmal keine Zeit. Aber wir haben ein Pfand bei ihm zurückgelassen, dass wir bei unserer nächsten Reise abholen werden.
Das frühe Dunkelwerden, ließ uns alle zusammenrutschen und miteinander den Tag bei Gesprächen, erzählten Erinnerungen und fröhlichen Liedern ausklingen. Egon, nun müssen wir nur noch dein stimmgewaltiger und textsicherer Mitsänger davon überzeugen Mitglied zu werden.
Beeindruckt hat mich diesmal ungemein viel, aber auch tief berührt: Ein Enkel begibt sich auf seine erste Reise zu den familiären Wurzeln, ohne die Großmutter, die hier geboren wurde und trotzdem ist sie mit dabei, heutige digitale Technik macht es möglich, per Videotelefonie. Sie fährt im Bus mit nach Lebafelde, geht mit uns an den Steg und sitzt bei uns, als aus 3 Personen nach und nach auf der Terrasse eines Lokals in der Hindenburgstraße-  an unserem freien Tag-  10 Personen werden, zufällig vorbeikommend und den Mittag und Nachmittag „im Flug vergehen lassen“ bei intensivem, aber auch erheiternden Austausch.  Acht von Zehn – von Mittag bis Spätnachmittag, die Themen gingen nie aus- einfach ein schöner Tag. Die Zwei die auf dem Bild fehlen: Elke Gongoll und die Fotografin und Verfasserin des Textes Claudia Fredrich.
Und wie schnell das kleine Flämmchen „familiäre Wurzeln suchen“ zur lodernden Flamme wird: Wenn man vor Ort in der ehemaligen Wohnung der Großeltern und des Vaters,  im Heimatdorf der Urgroßeltern auf dessen Grund und Boden steht, eine deutsche Nachbarin, die dort heute immer noch wohnt, kennenlernt und sich so das Puzzle „Heimat und Familie“ Teil um Teil zusammensetzt. Es erinnerte mich daran, dass genau so meine Anfänge zu meiner eigenen Spurensuche im Jahr 2001 waren. Danke Ilona, dass du das wieder zwei Familien in Lauenburg ermöglichst hast.
Mit Ende der Reise ist die Suche aber nicht zu Ende, sie geht weiter in den Kirchenbücher und Standesamtsunterlagen, ich werde versuchen den Spurensuchenden weitere Puzzlestücke zukommen zu lassen, sobald dieser Bürgerbrief geschrieben, gedruckt und versandt ist.
2 Tage vor unserer Reise erhielt ich von Ilona eine Nachricht: Gesucht wird eine Mutter und Geschwister: Anna Berta Ziessow, geb. am 16.10.1908 wohnhaft bis zur Vertreibung in Uhlingen, Mutter von drei Kindern, Irmgard Anna Waltraud damals 13 Jahre und Horst Walter 11 Jahre nahm sie mit, als sie aus Uhlingen vertrieben wurde. Die Väter der ersten beiden Kinder sind unbekannt, in den Urkunden ist die Mutter als unverehelicht eingetragen. Gearbeitet hat sie auf dem Gut in Uhlingen bei Familie Butterkirch. Das jüngste Kind, ein weiterer Sohn, Geburtsdatum nicht klar, Urkunde lässt sich nicht finden, gab sie zur Adoption frei, es wurde von einem polnischen Ehepaar adoptiert, das wahrscheinlich beim Bauern Pardeycke in Schönehr wohnte. Als ein Pate der ersten Kinder ist ein Hr. Pardeycke aus Schönehr eingetragen, vielleicht liegt hier der Zusammenhang. Erst 1958 verließ dieses Ehepaar mit dem Adoptivsohn Schönehr und zog nach Südpolen. Und nun sucht der adoptierte Sohn seine Mutter und Geschwister, sowie Informationen zu seinem Vater, wahrscheinlich ein Franzose, der zum Arbeitsdienst in Uhlingen war. Im Dorf sei die Liebe zwischen Anna und dem Franzosen bekannt gewesen.
Während unseres Aufenthaltes in Leba trafen wir den  Suchenden und seine Ehefrau, wir erfuhren eine berührende Familiengeschichte, deren gutes Ende noch geschrieben werden muss.  Einen ersten Hinweis habe ich gefunden, aber es ist erst der Anfang, also wer etwas beitragen kann, meldet sich bitte bei mir. Auch wenn ich den Uhlingen-Chronist Kurt Dornau dazu nichts mehr fragen kann, hoffe ich darauf, dass die Uhlinger, besonders Hilde Steingardt sich erinnern.
Ihr lest es, es war eine ganz besondere Reise, wir werden versuchen, diese Reise ausführlich im nächsten Bürgerbrief zu beschreiben, dann auch mit Bildern, heute möchte ich nur die Worte sprechen lassen.
Der zweite Teil unseres Reiseberichtes zeigt in Bildern, was wir im ersten Teil mit Worten beschrieben. Lange habe ich überlegt, ob ich den 2. Teil in Worte fassen soll, habe mich aber wie ihr seht dagegen entschieden. Denn es ist kaum möglich, den so besonders war die 15. Heimatreise nach Leba.
Wir waren wir in unserer Kirche! Auch wenn wir diesmal keinen ökumenischen Gottesdienst dort feiern durften. Leider ist der neue Probst, den Elke Gongoll  und ich im vergangenen Sommer als sehr aufgeschlossen kennen-gelernt haben, plötzlich gegen Ökumene in „seiner“ Kirche. Er lehnte es ab, mit uns und Pastor Fröhlich Gottesdienst zu feiern und gleichzeitig versagte er die Zustimmung, dass wir ohne ihn nur mit Pastor Fröhlich feiern konnten.
Also haben wir kurz entschlossen während der Stadtführung die  Nikoleikirche besichtigt und diese Möglichkeit genutzt,  Andacht zu halten, gemeinsam das Gebet der Christen zu sprechen, ein Dank- und Loblied anzustimmen und einen Moment innezuhalten.




14. HeimatReise 2019
Einen prallgefüllten Koffer mit Erinnerungen nehmen die 100 Teilnehmer der 14. Heimatreise mit nach Hause: Ein bunter Strauß Eindrücke, Erlebnisse und  Bilder – Momentaufnahmen an Orten, die Erinnerungen lebendig werden lassen. Mit zwei vollbesetzen Reisebussen machten wir uns auf den Weg nach Leba, wobei eigentlich der Weg schon das Ziel ist. An jeder Zustiegsstelle steigen bekannte Gesichter zu und auch neue unbekannte. Schnell ist die Frage woher kommst du, geklärt und man wartet gespannt wer an der nächsten Haltestelle zusteigen wird, um am ersten Abend dann in Templin auf die anderen Busse zu treffen. Früh am nächsten Morgen wird dann gemeinsam gen Osten gestartet, es sind nur noch 380 Kilometer bis Leba, aber meist über Landstraßen und zurzeit mit vielen Baustellen rund um Stettin. Um 15.30 Uhr hieß es dann Ziel erreicht. Gleichzeitig mit den Busankünften kommen auch die „Eingeflogenen“ an. Schnell die Koffer ins Zimmer gebracht und dann geht’s zum Strand, schauen, ob die Ostsee noch da ist, bevor Krystyna Puszcz und Dorota Nadstawna seitens des Hotel Wodnik und die zweite Bürgermeisterin der Stadt Leba Ewa Kapłan         und Vertreter des Stadtrates uns offiziell, aber sehr herzlich in ihrer und unserer Stadt willkommen hießen.
Gut gestärkt begann der erste Tag in Leba mit einer ausführlichen Fahrt kreuz und quer durch die Stadt:  vorbei am Hotel Neptun/ Kurhaus durchs Villenviertel, vorbei am Cafe Waldfrieden und altem Kino über Mühlen- und Strombrücke mit einem Schlenker vorbei an Kirche und Bahnhof  zur Westmole und dem Gedenkkreuz der ertrunkenen Fischern. Bei einem kurzen Stopp hatte man trotz Regen einen schönen Blick auf das Kurhaus und die neu entstehende Düne Richtung Rumbke. Und weiter ging es zur Kirchenruine in „Alt-Leba“. Hier drehten die Bimmelbahnen und zurück ging es durch den Hafen und vorbei an ehemaligen Räuchereien in die Fischereigasse, wo in der Backstube Poschmann eine Stärkung in Form von Hefe-Streusel-Kuchen auf uns wartete. Über die Bahnhofstraße ging es zur neuen St. Jakobs-Kirche, die viele zum ersten Mal von innen sahen. Auch, wenn der Bau noch nicht abgeschlossen ist, Fußboden und einheitliche Bestuhlung noch fehlt, erahnt man, welch Prachtbau es einmal werden wird. Bei einem spontan angestimmten gemeinsamen Lied hörte man ihre sehr gute Akustik. Leider waren einige Straßen aufgrund von Bauarbeiten vor der Session für uns nicht befahrbar: Mühlengraben, Zuckerfabrik, Hela- u. SA-Siedlung werden wir beim nächsten Mal erkunden.


Am Nachmittag hieß es dann oftmals „großer Bus im kleinen Dorf“, denn die Mitreisenden hatten bereits bei der Anmeldung zur Reise die Möglichkeit ihr Heimatdorf in die „Dörferfahrt“ aufnehmen zu lassen. Heraus kam eine sehr abwechslungsreiche Fahrt von der Kreis Grenze Stolp/Lauenburg bis fast zur Korridorgrenze:  Leba - Lebafelde – Heide – Karlshof- Charbrow - Poblotz – Speck - Giesebitz - Glowitz – Großendorf – Neuendorf - Pusitz – Chottschow - Schlaichow- Sassin – Schönehr – Labenz- Leba wurden besucht, besichtigt und durchfahren.  Günter Kellermann erzählte mir, dass er sich schon immer gewünscht hat, dass die Busse des Bundes der Lebaer einmal vor seinem Geburts- u. Heimathaus in Schlaischow stehen würden und mit ihm zusammen fotografiert würden. Dieser Wunsch konnte ihm bei der HeimatReise 2019 erfüllt werden. Kersten Bienefeld schrieb: „Auf Wunsch meiner Mutter, Gisela Wittstok geb. Maschke, habe ich sie auf dieser Fahrt nach Leba begleitet und war das 1. Mal überhaupt in Pommern und damit in der Gegend meiner mütterlichen Vorfahren. Bisher hatte ich nur spärliche Informationen über die Kindheit meiner Mutter und das Leben meiner nie gekannten Großeltern und Urgroßeltern. Dieses hat sich durch die Möglichkeiten dieser Reise komplett geändert. Mich hat die Dörferreise sehr bewegt, denn hierbei habe ich fröhliche Geschichten gehört, aber auch Dinge über Vertreibung und Tod, die grausam und schrecklich waren. Ich bin dankbar für die Chance und Möglichkeiten, die mir durch den BdL gegeben wurden. Das Gemeinschaftsgefühl hat mir tief beeindruckt. Deshalb werde  ich ab sofort als Mitglied dazu gehören.“


Zu Poblotz schrieb Ilse Jantz: „Meine Mutter Maria Jantz, geb. Schimanke, geboren am 06.10.1912 sollte, was sie nicht wollte, dafür aber ihre Mutter Emilie Schimanke, den Graf v. Zitzewitz auf Zetzenow heiraten. Er soll wohl schon „etwas“ älter gewesen sein. Der Bauernhof Gustav Schimanke steht heute noch in Poblotz.
(Ich habe Fotos gemacht.) Dieser Hof hat sich mein Großvater zusammen mit dem Hof links daneben als Baumeister eigenhändig erbaut.“


Und Ruth Lerche schrieb: „Sehr schön war es, dass wir in diesem Jahr mit dem Bus in die Heimatdörfer gefahren sind. Wie jedesmal beim Besuch in Speck, wird die Familie Zblweski besucht, das ist der Förster. In diesem Jahr waren wir auch wieder in unserem Haus, wor wir sehr freundlichen aufgenommen wurden, ich durfte auch in die Stube, in der ich zur Welt gekommen bin.  Thadäus Zblewski hat uns auch sein Haus gezeigt, es ist das ehemalige Wohnhaus der Familie Fragel. Sehr herzlich war es auch bei Maria Bach, die im Haus von meinem Opa Janneck lebt. Auch bei dieser Reise habe ich jemand aus der Kindheit getroffen:  Renate Kraft-Lehnert, die oft ihre Oma Adeline Bock in Speck besuchte. In Erinnerung habe ich sie als blondes schlankes Mädchen mit langen Zöpfen. Ihre Schwester Brigitte (Herz-Timm) war zu klein, um mit uns zu spielen. Es kamen wieder Kindheitserinnerungen an Besuche in Stolp und Zoppot, die Seebrücke dort hat mich als 5-jährige sehr beeindruckt.


Neben den Tagesausflügen in die nähere und weitere Umgebung Lebas und der gemeinsam mit der Direktorin der Bibliothek geplanten Ausstellung luden die Verantwortlichen der Stadt Leba und Probst Mariusz Legieżyński zusätzlich zur Vorstellung der Ausgrabungen rund um “Alt Leba“ und zum Konzert auf der neuen Orgel in unserer alten Nikolei-Kirche.
Prof. Andrezej Szadejko, aus Danzig nach Leba gereist, entlockte der Orgel in einem einstündigen Konzert mit klassischen Stücken u.a. von Bach und Brahms, ihr ganzes Spektrum. Der Kirchenraum war erfüllt mit einer Klangvielfalt, die hier kaum beschrieben werden kann. Dieses Konzert war gleichzeitig der Dank von Stadt und Probst für die großzügigen Spenden, so auch von uns, die erst die Erneuerung möglich gemacht haben. (Wer Interesse an dem Konzert hat, melde sich bitte bei mir es gibt eine CD davon).
In einer eindrucksvollen Bilderpräsentation zeigte uns Marek Glegoła, der für die Ausgrabungen zuständige Mitarbeiter der Stadtverwaltung Leba, den Ablauf der Ausgrabungen im letzten September an der alten Kirchenruine. Bereits während unserer Stadtrundfahrt hatten wir den Fundort in Augenschein genommen. Die Fundstücke, die im Museum für Archäologie und Ethnographie in Lauenburg eingelagert sind,  lagen für uns zur Ansicht bereit: es zeigte sich, dass neben Skeletten und Knochenfunden viel Alltägliches ausgegraben wurde.
„gefangen- geräuchert – konserviert   -  Fischerei und Fischverwertung“  unter diesem Titel hatte das Team um Beata Czaja, Leiterin der Biblitothek in Leba sehenswertes zusammengetragen. Liebevoll aufbereitet an den Wänden und in Vitrinen sowie als Bilder-Show. Darunter Bilder und Schriftstücke unserer Mitglieder - Christa Falk, Gisela Frobel, Sabine Struck, Manfred Lawrenz und Egon Ojowski sei herzlich gedankt dafür. All´ diejenigen, die in diesem Sommer noch nach Leba reisen, sei ein Besuch der Ausstellung empfohlen.
Neben uns, den Ehemaligen, nahmen viele heutige Lebianer an der Vernissage teil. Eine besondere Freude war das Wiedersehen mit Maria Konkol, der ehemaligen langjährigen Leiterin der Bibliothek, die zur Eröffnung extra aus Danzig, ihrem jetzigen Wohnort, nach Leba kam. Dank der Kostproben an Hering, gesponsert von der Firma ASAR und entsprechenden Kaltgetränken kam man schnell ins Gespräch über die Fischer, Räuchereien und Konservenbetriebe einst und jetzt.


Ruth Lerche über den Dünenbesuch: der Höhepunkt für mich, die Düne, die sehr steil war, ein mühevoller Aufstieg


Geweih - Gewand “ - ein persönlicher Rückblick von Pfr. i.R. Thomas Stockkamp
„Hast Du Dein Geweih dabei?“, fragte mich Ilona Rzeppa, polnische Dolmetscherin und Reisebegleiterin am Abend des 2. Juni auf dem „Alten evangelischen Friedhof“ in Leba vor der Andacht dort. Ich starrte sie erstaunt an. Wieso hatte ich ein „Geweih“? Ich war doch kein „gehörnter Ehemann“ oder ähnliches. Ich fragte: „Geweih?“ Da zeigte sie auf meinen Talar, der über meinem Arm hing. Ich verstand und korrigierte: „Geweih? Du meint Gewand!“  Ich erklärte ihr den Unterschied, der ihr dann auch wieder einfiel.
Sie hatte die beiden Wörter verwechselt! Sie fand das peinlich, übersetzte sie doch sonst so sicher und der deutschen Sprache mächtig. Das war ein für mich prägendes Erlebnis, machte es doch deutlich, wie unterschiedlich die beiden Sprachen, schon von ihrer Entstehung her, sind. Wir Deutschen schaffen es kaum, die polnische Sprache zu lernen, und den meisten Polen geht es andersherum genauso. "Mit der polnischen Sprache ist es wahrscheinlich sowie mit einer schönen Frau: Man bewundert sie und kann sie doch nicht voll beherrschen," sagte vor 20 Jahren der damalige deutsche Bundespräsident Johannes Rau bei einer Begegnung mit seinem polnischen Amtskollegen. Sprachlich hatten wir auf unserer Reise einige Verständigungsprobleme, aber wir halfen uns mit den Übersetzern Ilona Rzeppa und Marius Baar oder aber mit Hände- und Zeichensprache. Die Freundlichkeit und Herzlichkeit, die überwältigende Gastfreundschaft, die gegenseitige Freundschaft der ehemaligen und jetzigen Lebianer prägen in der Erinnerung neben dem vielen, was wir gesehen und erlebt, was wir gegessen und getrunken haben, und den vielen Kilometern, die wir dort und auf Hin- und Rückreise hinter uns gelegt haben, unsere wesentlichen Eindrücke. - Das war nicht immer so! Beim Besuch im Schloss des Adelsgeschlechts von Krockow in Ostpommern oder Westpreußen fielen mir, vorbereitet durch das uns vorher überreichte hervorragende Vorbereitungsmaterial, zwei Gemälde auf, die nebeneinander an der Wand hingen. Es waren die Portraits zweier Brüder, Reinhold und Heinrich von Krockow. Sie waren beide in verschiedenen Uniformen zu sehen, in der polnischen und in der der Wehrmacht. Beide standen zu Kriegsbeginn freiwillig in zwei feindlichen Lagern. Später fielen die beiden – in deutscher Uniform, zusammen mit einem dritten Bruder. An diesem Adelsgeschlecht, das seit dem Mittelalter dort nachgewiesen ist, wird die Zerrissenheit der Menschen dort zwischen Kaschuben, Deutschen und Polen sichtbar. Die Vorurteile und Ressentiments, die schlimmen Erlebnisse und zeitweiligen Rachegefühle gehören aber der Vergangenheit an. In einem vereinten Europa spielen sie keine Rolle mehr. Diese erlebte Erkenntnis, die sich auf unserer vierten Reise nach Leba diesmal verstärkt durchsetzte, war für mich das wertvollste Resultat.


In Stolp besuchten wir während der Stadtführung die Kreuzkirche, heutiger Sitz der ev. Gemeinde, in der Pastor W. Fröhlich gerade den Sonntagsgottesdienst in deutscher Sprache abhielt. Pastor Fröhlich ist auch für die evangelische Gemeinde im Kreis Lauenburg zuständig.
Am Ende der Reise gab es ein Wiedersehen mit Waldemar Gutzmer und Fritz Schimanke, die beide in Leba wohnen, was mich persönlich sehr freute. Sie kamen zum Abschiedsabend. Aber wie immer blieb mir zu wenig Zeit für sie, was ich sehr bedauere.
Bruder Peter Lepich in Vertretung von Probst Mariusz Legieżyński, Pfr. i.R. Thomas Stockkamp, Ursula Menzel und Ilona Rzeppa zelebrierten an unserem Abreisetag einen Dankgottesdienst, der alle sehr berührte und rührte. Ihnen dafür einen herzlichen DANK.
Und wieder hörten wir die Klänge der Orgel, diesmal gespielt von Maria, der kleinen, jungen Organistin. 13 Jahre ist sie jung. Extra für uns spielte sie zum Abschluss das Pommernlied. Alle Lieder stimmte sie für uns mit der deutschen Textzeile an, ein besonderer Dank dafür an sie.
Erstmals wurde der Dankgottesdienst, abgekoppelt von unserem Totengedenken auf unserem alten Friedhof, unmittelbar vor der Abreise aus Leba gefeiert, sozusagen mit gepackten Koffern und startbereiten Bussen vor der  Kirche. Die zweite Bürgermeisterin Ewa Kaplan, Wioletta Morawiaka, Personalchefin der Stadt Leba, Ehrenmitglied Krystyna Puszcz und Dorota Nadstawna vom Hotel Wodnik und selbstverständlich Ilona Rezppa verabschiedeten uns auf dem Kirchplatz. Wehmütig ging der letzte Blick auf Kirche und Häuser bevor die Busse Richtung Westen starteten.


Meine erste Reise nach Leba war sehr eindrucksvoll, so beginnt Gisela Reincke ihr Resümee, die Herbert Scheffler begleitete, so viel weißer feiner Sand, so viele unterschiedliche Landschaften nah beieinander. Die Ostsee hat so viele unterschiedliche Gesichter. Einmal sanft und friedvoll bei den Sonnenuntergängen und dann wieder gewaltig und zerstörerisch! Die Fischgerichte alle sehr lecker – an 1 oder 2 Rezepten wäre ich interessiert. Und der Dankgottesdienst hat uns sehr gut getan. Liebe Gisela, welche Rezepte hättest du gern? Bitte melde dich bei mir.
Sabine Struck schreibt: es war wunderschön und ich habe alles sehr genossen. Für mich waren alle Ausflüge Höhepunkte!! Das Programm war so vielfältig gestaltet mit unvergesslichen Erlebnissen. Vielleicht hätte ein wenig mehr Freizeit eingebaut werden können. Gerne wären Marlies Heusmann und ich zum Sarbsker See gewandet und uns dann in Neuhof umgesehen. Leider war die Zeit bemessen, auch ein Besuch des Kurhauses war nur möglich durch das Weglassen eines Programmpunktes. Er ist mir aber immer sehr wichtig in Erinnerung an meine Eltern.


Ein weiterer Reisebericht finden Sie  hier:  Wiedersehen mit Land und Leuten  - ein Reisebericht von Manfred Lawrenz



13. HeimatReise 2017   -  Ein Wiedersehen mit Leba und Meer
Es sollen die alten Wege gegangen werden, so auch Anfang Juni, als sich 100 Personen auf den Weg machten; alle mit dem gleichen Ziel: Leba, die kleine Stadt am Ostseestrand, um alte Dörfer, weite Felder, Alleen und Wälder, die Ostsee und der hohe Himmel Pommerns wieder zu finden und Neues zu entdecken.
Gerhardt Gnadt aus Quickborn schrieb dazu bereits vor vielen Jahren auf einer der ersten Reisen dieses einfühlsame Gedicht:
                                                                                                                                                                Sehnsucht
                                                                                                             Dort, wo die Wellen rauschen und wo die Möwen schrei’n,
                                                                                                                    wo der Strand unendlich, dort war ich einst daheim.
                                                                                                                    Verlassen musste ich dich, als ich ein Kind noch war.
                                                                                                                          Inzwischen sind vergangen so viele, viel Jahr‘.
                                                                                                                        In meinem Herzen blieb die Erinnerung an dich.
                                                                                                                       Doch vergessen, vergessen konnte ich dich nicht.
                                                                                                                       Du bleibst mir das Liebste, dass ich auf Erden fand‘.
                                                                                                                Du, meine geliebte Heimat, mein schönes Pommernsland!
Diesmal kamen die Teilnehmer nicht nur aus Stadt und Gemeinde Leba, sondern ihre familiären Wurzeln liegen in vielen verschiedenen Ortschaften des Kreises Lauenburg.
Die beiden Reisebusse folgten der üblichen Fahrtroute über Gollnow, Naugard, Köslin, Schlawe, Stolp bis Lauenburg. Von hier sind es nur noch 30 Kilometer bis Leba. Die Verbreiterung der Kreisstraße 214 mit gleichzeitigem Bau des Radweges zwischen Belgard und Leba hat begonnen und ließ den mit der Landschaft vertrauten den Atem stocken, die schönen alten Alleebäume mußten dem Straßenbaum weichen!
Leba hieß die Gruppe mit Sonnenschein willkommen und die Fahrt vom Verteilerkreis am Stadteingang Richtung Rumbke, vorbei am Bahnhof über die Hindenburgstraße, Mühlenbrücke und Auf der Münde, das ehemalige Kino links liegenlassend auf die Seestraße und mit einem kurzen Blick zum Kurhaus ließ erkennen, daß viel gebaut und saniert wurde, der Touristenstrom sich noch in Grenzen hielt. Dies sollte sich erst zum verlängerten Wochenende über Fronleichnam ändern. Die Budenvorbauten in der Fußgängerzone und der Seestraße sind verschwunden und verboten, so das sich ein sehr schönes Straßen- und Häuserbild bot.
Nach einem ersten Willkommen im Hotel und Zimmerbezug blieb noch Zeit für einen ersten Spaziergang zur Ostsee und zum Schloß am Meer, bevor Lebas Stadtspitze Bürgermeister A. Strzechminski undStadtratsvorsitzender Stasiak sowie die Hoteldirektorin den Bund der Lebaer offiziell begrüßten. Stellvertretend für den Vorstand und der Reisegruppe dankte Claudia Fredrich, Organisatorin der Reise, den jetzigen Lebianern für den herzlichen Empfang und die Gastfreundschaft der ehemaligen Lebianern: die Liebe zur Heimat, zu Leba und den umliegenden Dörfer läßt die meisten von uns auch nach 72 Jahre nicht los, andere entdeckten erst die Liebe zur Heimat der Eltern und Großeltern, eines ist aber gleich: es zieht uns immer wieder hierin. Ein Band der Freundschaft und gegenseitigen Wertschätzung verbindet heute die ehemaligen und jetzigen Bewohner Lebas und dieses Band soll mit jedem Besuch weiter geflochten werden, damit unsere Nachfahren in Frieden und Freundschaft miteinander leben können. Wenn sich am 08. Juli dieses Jahres die Stadtgründung Lebas zum 660. Male jährt, blicken wir natürlich auch zurück auf eine viele Jahrzehnte, die mit unserer Vertreibung in den Jahren 1945- 47 endete. Aber auch auf die entstandenen Bänder der Freundschaft, des Respekts und des Miteinander in den vergangenen 25 Jahren. So wurde unser Leitwort „Leba, das verbindet uns, solange wir leben“ , für Deutsche und Polen zu einem Auftrag - den wir bis heute und in Zukunft mit Leben erfüllen.
Es sollen die alten Wege gegangen werden solange sie nicht zugewachsen sind. Diesen Satz von einem unbekannten Verfasser habe ich vor einigen Wochen gelesen und finde diese Worte für unsere Reise sehr passend. Die Wege unserer familiären Vergangenheit, zu den Wurzeln unseres Lebens dürfen nicht zuwachsen und die alten Wegen müssen von einer Generation zur Nächsten weitergegeben werden. Die Erlebnisgeneration muß als Brückenbauer uns, der jüngeren Generation, diese Wege zeigen und mit uns gehen. Bitte tut dies in den Tagen unseres Aufenthaltes hier in Leba.
Der erste Tag des Aufenthaltes in der alten Heimat war den Besuchen in den Heimatdörfern vorbehalten. In diesem Jahr war es besonders vielen Ehemaligen möglich ihr Elternhaus zum ersten Mal zu betreten. Dies ist nicht selbstverständlich, wir wissen dieses Entgegenkommen der jetzigen Bewohnern sehr zu schätzen und danken von Herzen dafür.
Das Interesse daran, wie ein Haus, ein Geschäft zu deutscher Zeit ausgesehen hat und ob es für die Sanierung/ Renovierung noch alte Pläne und Vorbilder gibt, läßt die heutigen Besitzer immer wieder den Kontakt mit dem Bund der Lebaer suchen: So traf die sich Claudia Fredrich im März mit den jetzigen Besitzerin der ehemaligen Backstube Poschmann, um sich den begonnenen Umbau anzusehen. Sie haben von dem ehemaligen Anwesen Poschmann nur den hinteren Teil- an der Marktstraße und Fischereigasse gelegen - gekauft. Teile der Backstube sind noch vorhanden, allerdings war zu dem Zeitpunkt schwer vorstellbar, daß bis Juni hier ein kleines nostalgisches Cafe entstehen sollte. Im Hof wurde bei Pflasterarbeiten ein Fischbecken und ein Schienenstrang gefunden, der zum Hafen führte. Der heutige Innenhof liegt auf dem Grundstück der damaligen Räucherei Wilhelm Schoth. Wie so oft, blieb der Organisatorin dann keine Zeit für den Kaffee im Nostalgiecafe, aber er soll nachgeholt werden.
Der neue Eigentümer der Conditorei Otto Hübner in der Hindenburgstraße hatte im Frühjahr Kontakt zum BdL aufgenommen, um zu erfahren, wie das Haus einst ausgesehen hat, da er es nach alten Vorbildern sanieren läßt. Die mitgereiste Familie Hübner war eingeladen, sich Haus und Hof von innen anzusehen. Familie Hübner war sehr gespannt darauf, endlich das Haus ihres Onkel von innen zu sehen. Leider vergaß der neue Besitzer den Schlüssel beim Baustellenleiter abzuholen, sodass nur Einblicke durch die Scheiben blieben und das Äußere in Augenschein genommen werden konnten. Aber der erste Kontakt zwischen ehemaligen und jetzigen Besitzern ist hergestellt, er wurde in einem langen Gespräch vertieft.
Familie Dudszus - die Geschwister Karl- Heinz, Christa und Margret, konnten nach vielen Jahren erstmals gemeinsam ihr Elternhaus in Charbrow besuchen und trafen sich anschließend noch mit dem ersten Besitzer nach 1947. Der Nachmittag endete nach einer gemütlichen Kaffeestunde im ehemaligen Elternhaus mit einem Rundgang durch Charbrow, Karlshof, Heide und einer Schlußeinkehr beim Förster von Heide. Christa, geborene Dudszus konnte dann am Mittwoch während unserer Rundfahrt durch den Kreis Lauenburg noch ihre Taufkirche und das Taufbecken in der barock ausgestatteten Kirche zu Charbrow in Augenschein nehmen. Gewiss besondere Momente für sie und die gesamte Familie.
Die „Lebafelder“ fuhren gemeinsam in „ihr Dorf“ und versammelten sich zunächst am Grab von Lehrer Bock, dem zentralen Punkt des Friedhofes, und gedachten der Angehörigen. Der Friedhof war in sehr gutem, gepflegten Zustand, diese Aufgabe hat die Gemeinde Vietzig, zu deren Gemeindegebiet der Friedhof und der Ort Lebafelde gehört, seit März diesen Jahres übernommen, nachdem die Feuerwehr Leba aus vielerlei Gründen die Pflege nicht mehr gewährleisten konnte. Unser Dank gilt ganz besonders Jurek Radlowski, Mitarbeiter der Gemeinde Vietzig und Einwohner von Lebafelde, der unserem Wunsch, die Pflege von der Gemeinde durchführen zu lassen, sofort zugestimmt hat. Bei der Wieder-herstellung des Friedhofes 2007 stand er uns schon als Pate zur Seite. Neugepflastert wurde der Weg rund um die Kapelle, veranlaßt von Probst Mariusz Legieżyński, ausgeführt auch durch Mitarbeiter der Gemeinde Vietzig.
Gemeinsam startete man einen Rundgang durch das Dorf, Gerhard Dehn und Karl Petraschke beeindruckten mit ihren Erinnerungen an Bewohner und Begebenheiten und ließen so manches Vergangene wieder aufleben. Die Stunden in Lebafelde klingen mit Kaffee und Kuchen am Lebasee aus.
Ruth Lerche, Mitglied im Bund der Lebaer, besuchte mit ihrem Mann ihren Geburtsort Speck und brachte folgende Neuigkeiten mit: Elfriede Włodarczyk geb. Schimanke ist verstorben, sie war eine der letzten Deutschen Bewohner in Speck, ihr Sohn Josef Włodarczyk pflegte bisher mit dem Sohn des dortigen Försters den alten deutschen Friedhof. Zuletzt besuchte Ruth Lerche sie im Sommer 2016. Leider war der Friedhof jetzt Anfang Juni ein wenig sich selbst überlassen. Warum die weiteren Arbeiten nicht durchgeführt worden sind, läßt sich noch nicht sagen, die Nachricht des Slowinski- Nationalpark, der die Arbeiten überwacht, steht noch aus. Ruth Lerche berichtete, daß alles sehr verändert wäre: die Scheune ihres Elternhauses sei heute Garage, der Stall Wohnung. Einen Zugang zum Lebasee, wie früher, gibt es nicht mehr.
„Straßen im Wandel der Zeit“ unter diesem Titel hatte Beata Czaja, Direktorin der Bibliothek, eine interessante Ausstellung über die Neuhofener-, See-, Markt-, Speicher- und Jahnstraße
in Leba zusammengetragen. In einer Diashow wurden alte Fotos aus deutscher Zeit den heutigen gegenübergestellt. Die Wände des Ausstellungsraumes präsentierten uns weitere großformatige Fotos im Wandel der Zeit. Die sehr unterschiedliche und vielfältige Auswahl an Fotos zog viele Besucher an, Polen ebenso wie Deutsche. Bei einem Glas Sekt oder Orangensaft hatte man im Anschluß an die Diapräsentation Zeit, sich in aller Ruhe umzuschauen und Erinnerungen an die Turnhalle in der Jahnstraße, die ab 1929 „Jahn-Halle“ hieß, an die wunderschönen alten Kachelöfen der Familie Zielke in der Seestraße oder Familie Ziemert in der Neuhofener Straße auszutauschen.
Es wurde sich erinnert, daß Anfang der 1930 Jahre bereits 10 Familien in der Seestraße Zimmer an Badegäste vermieteten, im Kaffee Waldfrieden/ Fox die Übernachtung mit Vollpension 5.-- RM 1939 kostete und es über 12 Gästebetten verfügte, die Speicherstraße ihren Namen der Zwischenlagerung von Salz in großen Speichern verdankt.
Das Sammeln, Bewahren und Ausstellen unseres kulturellen Erbes, die Erhaltung und Weitergabe unserer pommerschen, lebschen Geschichte ist heute wichtiger denn je. Nur so können wir erreichen, dass die ehemaligen Bewohner in Leba nicht vergessen werden. Für die „Ehemaligen und Alteigentümer“ haben die Straßen und Häuser auch heute eine große Bedeutung, sie verfolgen mit großem Interesse die Veränderungen an Haus und Straße. Aber auch hier gilt: Leba, das verbindet uns. An dieser Stelle gilt der Dank Beata Czaja und ihrem Team für die geleistete Arbeit und gute Zusammenarbeit mit dem Bund der Lebaer.
Die Tagesausflüge führten nach Danzig und Sopot, nach Bütow und in die Kaschubei und per Zug und Bus kreuz und quer durch den Kreis Lauenburg.
Zunächst wurde in Bütow die sehr gut restaurierte Burg, die im 14. Jahrhundert entstand und heute das Westkaschubische Museum beherbergt und den Turm der Katharinenkirche, der ein weiterer Teil des Museums ist, besichtigt. Durch schöne Alleen mit herrlichen Ausblicken auf die Seenlandschaft ging es dann Richtung Chmielno in die kaschubische Schweiz. Zu Mittagspause erwartete die Gruppe ein Picknick am „Goldenen Berg“, einem der schönsten Aussichtspunkten des Kaschuben-Landes. Nach einer Stärkung mit Schmalzbroten und Salzgurken, besichtigte man die Keramikwerkstatt
Necel, die traditionelles Töpferhandwerk bereits in der 7. Generation herstellt.
Ein Besuch in der alten Heimat ist für die Lebianer immer eine Zeit des gegenseitigen Austausches:  Die ehemalige Bürgermeisterin Halina Klinska freute sich während eines gemeinsamen Abendessens viele bekannte Gesichter begrüßen zu dürfen und bat darum, all denen, die diesmal nicht dabeisein konnten, ihre herzlichsten Grüße auszurichten. Die freiwillige Feuerwehr Leba lud Mitglieder, mit denen sie eng verbunden ist, zum gemeinsamen Grillen ein.
Die Erinnerung fährt mit – dieser Gedanke ging der Organisatorin durch den Kopf, als sie in so manches Gesicht der Mitreisenden schaute, die am Bahnhof Leba vom Bus in den Zug umstiegen. Für viele von ihnen begann hier am Bahnhof Leba in der Zeit zwischen 1946 und 1947 die Vertreibung. In einem Sonderzug befuhr man die Strecke Leba - Lauenburg mit Halt an jedem Bahnhof: Fichthof, Adl. Freest/ Freist, Landechow, Garzigar, Neuen Dorf, Neue Welt bis der Zug dann nach mehr als 2 Stunden in den Bahnhof Lauenburg einfuhr. Während der Fahrt wichen sehr schnell die dunklen Erinnerungen und man kam schnell ins Erzählen: welcher Bahnhof der „Heimatbahnhof“ gewesen war, so stiegen die Lebafelder in Fichthof in den Zug, wenn man ihn früher dann mal nahm. Oder die Bewohner von Gans in Landechow. Und das man meist nur bis Neue Welt fuhr und nicht bis Lauenburg, um Fahrgeld zu sparen, die letzte Station lief man zu fuß.
Nach einer Stadtrundfahrt in Lauenburg ging die Fahrt über Kopfsteinpflaster-Straßen, durch tiefgrüne Alleen und verschlafenen Dörfern - vorbei am größten Pumpenspeicherkraftwerk Polens -zum Zisterzienserkloster Zarnowitz. Vor den Mauern des heutigen von Benediktinerinnen geführten Klosters, gab es eine kleine Kaffeestunde: Erdbeertörtchen, sie hatten die holperige Fahrt im Kofferraum der Busse gut überstanden, und Kaffee waren im Nu durch Busfahrer, Organisatorin und fleißige Helfer, wie bereits das Picknick am Vortag, bereitgestellt. Im Anschluß an die Stärkung zeigte uns Sr. Weronika die wunderschöne Kirche und den Kreuzgang, beschrieb uns ins „Kurzform“ - 1,5 interessante und informative Stunden - die Entstehung und den Werdegang des Klosters bis in die heutige Zeit. Zurück führte der Weg über die ehemalige Korridorgrenze, Wierschutzin, Gut Zackenzin und Sassin zurück nach Charbrow zur barocken Pfarrkirche. Dies ist immer ein besonderer Höhepunkt für die Lebianer, da viele von ihnen in dieser Kirche getauft wurden, aber leider ist es nicht immer möglich ist, diese Kirche zu besichtigen.
Mit dem Fronleichnamstag begann in Leba ein freies, langes Wochenende. Die kleine Stadt wurde richtig voll und alle Geschäfte, Restaurants und Verkaufsstände hatten geöffnet. Viele nutzen den freien Tag um die Umgebung zu erkunden, sei es mit Rad oder per Pedes, andere blieben in der Stadt. Am Abend fuhr man bei herrlich ruhigem Wetter hinaus auf die Ostsee, dem Sonnenuntergang und dem Leuchtturm Stilo entgegen.
Der letzte Ausflug dieser Reise ging nochmals aufs Wasser: Auf dem Lebasee ging es bis zur Halbinsel Bollenz, auf der in vergangener Zeit Hütten standen, die auch den Fischern aus Lebafelde, Speck und Giesebitz Unterkunft waren. Weit hinter Pletka fließen die Wanderdünen ins Wasser - ein Naturschauspiel, das wohl auch den Schiffskapitän so faszinierte, das plötzlich kein Wasser mehr unterm Schiff war, wir stecken mittig auf einer Sandbank fest, während wir vorne und hinten noch 20 cm Wassertiefe hatten. Jedoch mit Geschick und Geduld manövrierte der Bootsführer von der Sandbank und zurück ging die Fahrt bis zur Raketenstation, gelegen inmitten des Slowinski-Nationalparks. Von hier aus ging es mit Elektrokarren zum Lontzkeberg und weiter zur Ostsee. Am Nachmittag traf man sich im neuerbauten Rasthaus Rumbke zur Stärkung, bevor es mit der Bimmelbahn zurück nach Leba ging.
In diesem Jahr bildete der ökumenische Gottesdienst in der ehemaligen St. Nikolei- Kirche mit anschließendem Totgengedenken auf dem alten evangelischen Friedhof den Schlußpunkt der Reise. Zelebriert wurde der Gottesdienst von Probst Mariusz Legieżyński, Pastor i.R. Thomas Stockkamp und Prädikantin Ursula Menzel, beides Reiseteilnehmer mit familiären Wurzeln in Leba, die in ihrer Dialogpredigt die Jahreslosung 2017 „Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch“  in den Mittelpunkt stellten.
Zum Totengedenken versammelten sich alle an dem Stein, den der Bund der Lebaer vor 22 Jahren zum Gedenken an ihre Toten in der verlorenen Heimat aufgestellt hat. Er erinnert an liebe Familienmitglieder, Freunde und Ahnen, die in Stadt und Gemeinde Leba begraben worden sind.
Gedacht wurde aller Toten, die auf den Gottesäckern in Stadt und Gemeinde Leba und dem Kreis Lauenburg zurückgelassen werden mußten, die hier in Heimaterde ruhen und all‘ derer, die in ihrer neuen Heimat die letzte Ruhestätte gefunden haben.
Nachdem das Lied vom guten Kameraden, gespielt von einem jungen Trompeter aus Lauenburg verklungen war, wurden Blumengebinde niedergelegt, bevor jeder Anwesende eine weiße Rose in seinem ganz eigenen Anliegen am Gedenkstein ablegte. Das gemeinsam gesungene Pommernlied beschloß die kleine Zeremonie.
Der letzte Abend begann der traditionell mit Köstlichkeiten vom Grill, flotter kaschubischer Musik
und dem Auftritt der Kindertanz-und Musikgruppe „Kaschubische Noten“, diesmal im Speiseraum und auf der Terrasse des Hotel Wodnik, da die Wetterlage es nicht zuließ, den gesamten Abend im freien zu verbringen.
Die Schönheit der pommerschen Landschaft von der Ostsee bis in die Kaschubei im Süden und Danzig im Osten zog alle; die, die schon mehrfach mit dem Bund der Lebaer auf Reisen waren, aber besonders die, die erstmals in der Heimat der Eltern oder Großeltern weilten in ihren Bann. Die Ausflugstage und Begegnungen war angefüllt mit vielen Eindrücken und Jeder hat seine ganz eigenen Höhepunkte auf dieser Reise erlebt und nimmt die Erinnerungen daran mit nach Hause, die hoffentlich bis zum Wiedersehen mit Leba bewahrt werden können.